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F&A mit Morten Lindberg – Was ist wichtig bei immersiven Aufnahmen?

Toningenieur und Musikproduzent Morten Lindberg hat eine Leidenschaft für immersive Audioaufnahmen und die Schaffung vollständig immersiver Erlebnisse für die Zuhörenden. In diesem Artikel beantwortet er Fragen zu kanalbasierten und objektbasierten Aufnahmen, seinem Arbeitsablauf und seiner Philosophie bei der Durchführung seiner Aufnahmesessions. Er spricht darüber, was wichtig ist – der Veranstaltungsort, die Vorbereitung und die Wahl des Mikrofons.

(Schau Dir Folge 03 der "DPA Journeys" mit Morten Lindberg an, um noch tiefere Einblicke in die Gestaltung immersiver Erlebnisse zu erhalten.)

Was denkst Du über kanalbasierte vs. objektbasierte immersive Aufnahmen?

 

Im Moment wird im Bereich immersives Audio viel diskutiert, vor allem darüber, ob man kanalbasiert mit Klangbett + Objekten oder rein objektbasiert arbeiten soll. Wenn das Ziel Home Entertainment im Verbrauchermarkt ist, dann bieten Bett und Objekte das gleiche Klangerlebnis. Bei der Wiedergabe in einer Kino-Umgebung verhalten sich Objekte und Klangbett jedoch aufgrund der Kalibrierung und Audioverarbeitung im Kino sehr unterschiedlich.

Ob du mit Objekten oder einem Bett oder einer Mischung aus beidem arbeitest, ist eher eine Frage des Workflows. Es ist eher ein Unterschied in der Herangehensweise an die Aufnahmesession – ob du einen ganzheitlichen, dreidimensionalen Raum hast, in dem die Musik stattfindet, oder ob du eine mehrschichtige Aufnahme im Studio machst, in dem alle Klangquellen Punktquellen sind und der Hörraum dann durch Panning erzeugt wird.

Das ist immersives Audio.

Ich habe ein dreidimensionales Mikrofonarray entwickelt, den 2L-Cube, der quasi eine Erfassung für die kanalbasierte Wiedergabeumgebung ist. Es handelt sich um ein 7.1.4-Mikrofonarray. Die gleiche Konfiguration wie bei einem Wiedergabesystem, nur in kleineren Abmessungen. Dies entspricht dem Zuhörer der Aufnahmesession, wobei alle Mikrofone im Array omnidirektional sind. Alles, was im Raum passiert, ist in jedem Mikrofon zu hören, aber es gibt trotzdem Hinweise auf Zeit, Schalldruck und spektrale Entwicklung über alle Achsen.

Was das Gefühl der Umhüllung erzeugt, ist die Entfaltung dieses korrelierten Klangs durch die Platzierung der Mikrofone im Array. Das übersetzt die Wiedergabeumgebung auch in einen großen Sweet Spot. Ich habe immer noch einen Sweet Spot, an dem alles ideal ist, was die Hörumgebung angeht, aber der Bereich, in dem man sich innerhalb der Lautsprecheranordnung bewegen kann, ist riesig.

Wie wichtig ist der Raum, in dem Du aufnimmst?

 

Er ist extrem wichtig. Für meine Aufnahmen gibt es keinen Raum, der perfekt ist. Ich wähle je nach Art der Musik aus einer Vielzahl unterschiedlicher Akustiken aus. Persönlich liebe ich natürlich riesige Räume wie die Nidaros-Kathedrale – diese alte mittelalterliche Kirche, die 110 m lang ist und eine Deckenhöhe von 40 m hat.

Überraschenderweise kann ich hier die intimsten Aufnahmen machen, weil die Entfernung zu den nahen reflektierenden Oberflächen so groß ist. In einem solchen Raum kann ich eine intime Zone schaffen, die sehr strukturiert ist und sich dann einfach in den großen, weiten Raum fortsetzt.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Tonaufnahme in solchen Umgebungen?

In den skandinavischen Ländern ist es meistens ziemlich ruhig. Wir sind an leise Hintergrundgeräusche gewöhnt. Ich versuche, diese Ruhe in unseren Aufnahmen einzufangen, deshalb suche ich nach Orten, die still sind. Aber viele dieser alten Kathedralen wurden mit moderner Technik wie Beleuchtungssystemen, CPUs, Computern und so weiter ausgestattet. Deshalb schalte ich als Erstes in diesen Räumlichkeiten den Strom über den Sicherungskasten ab. Dann hole ich mir nur das, was ich für die Ausrüstung brauche. Ich bringe sogar mein eigenes Beleuchtungssystem mit, das absolut geräuschlos ist.

Was bringt es, omnidirektionale Mikrofone für die Aufnahme zu nutzen?

 

Bei den Mikrofonen benutze ich fast ausschließlich Modelle mit echter Kugelcharakteristik. Die haben einen ganz besonderen Charakter, und ich glaube, das hat mit der Linearität im extrem niedrigen Frequenzbereich zu tun.

Die omnidirektionalen Mikrofone fangen den gesamten Klang ein, so als würdest du direkt vor einem Instrument stehen. Du hörst das Instrument nicht nur in einem Raum, sondern spürst es auch wirklich. Der Gefühlsaspekt des Klangs – ein Omni-Mikrofon kann das einfangen. Das ist mit einem Nierenmikrofon echt schwer zu erreichen.

Aber ich will trotzdem eine gewisse Richtwirkung in meinem Mikrofon-Arsenal haben.

Ich benutze Mikrofone mit etwas größeren Membranen. Die 4041er haben eine ziemlich starke Präsenz auf der Achse, was es mir ermöglicht, die Richtwirkung zu nutzen, um die Klangfarbe anzupassen. Wenn ich also einen sehr, sehr direkten, strukturierten Klang von den Saiten will, richte ich die 4041er direkt auf sie.

Wenn ich einen volleren Saitenklang will, hebe ich die 4041er an und gehe ein wenig nach außen, damit sie weicher klingen. In vielerlei Hinsicht ist die Richtwirkung der Präsenz auf der Achse mein EQ, wenn ich die Aufnahme durchführe.

Warum ist eine geringe Verzerrung für Dein Setup so wichtig?

 

Bei meinen Aufnahmen muss ich genau das einfangen, was gerade passiert. Ich kann die Platzierung der Mikrofone und die Positionierung der Achse nutzen, um etwas hervorzuheben – eine Eigenschaft, die ich höre, oder etwas, das ich vermeiden will. Aber im Grunde will ich eine möglichst saubere Aufnahme, weil Verzerrungen in diesem Zusammenhang vom Erlebnis eines akustischen Instruments ablenken würden.

Warum bleibst Du bei demselben Mikrofontyp?

Im Laufe der Jahre gab es viele Fragen. Wirst du diese Mikrofone ausprobieren? Warum probierst du nicht mal Bändchenmikrofone aus? So viele Fragen. Zuerst dachte ich, ich wäre nicht besonders abenteuerlustig, als ich nein sagte. Aber ich war fest davon überzeugt, dass es für mich wichtiger ist, die Mikrofone, für die ich mich entschieden habe, wirklich gut zu kennen und zu verstehen. Ich wollte sie so gut kennen, dass ich, wenn ich etwas höre, das ich ein wenig ändern möchte, weiß, dass ich sie um fünf Grad in diese Richtung neigen kann und dann das gewünschte Ergebnis erhalte. Diese Vertrautheit mit meinen Mikrofonen, den wichtigsten Werkzeugen meines Handwerks, ist mir wichtiger als ein großes Arsenal.

Wie sieht's mit dem Downmix für andere Formate aus? Welche Tools benutzt Du dafür?

 

Wenn ich andere Formate wie Stereo abliefere, ist L/R im Grunde genommen alles, was ich brauche. Manchmal füge ich noch ein wenig von den L/R-Surround-Kanälen hinzu – mit einem Hochpassfilter, um ein wenig Textur aus den hinteren Kanälen zu bekommen.

Welchen Rat gibst du angehenden Toningenieuren?

 

Lies das Handbuch, lerne es und lass es dann hinter dir. Nutze Deine Ohren.

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