Livestreaming und Mikrofontechnik
Gibt es eine spezielle Mikrofontechnik für Streaming? Eigentlich nicht. Allerdings zeichnet sich Livestreaming häufig dadurch aus, dass die Übertragung mit möglichst wenig Personal auskommt. Daher gilt die Regel: „Sicherheit geht vor“. Hier schauen wir uns bewährte Mikrofontechniken an.
Welche Ausrüstung nutzt Du?
Je einfacher Du arbeiten möchtest, umso mehr Gedanken muss Du Dir über Deine Mikrofontechnik machen. Zum Beispiel wird manchmal ein einzelnes Mikrofon direkt an das Streaming-Gerät oder den Laptop angeschlossen.
1. Stelle sicher, dass Dein Mikrofon mit ausreichend Strom versorgt wird (d.h. Phantomspeisung für XLR-Mikrofone oder 5 Volt Gleichspannung für Miniaturmikrofone). Die meisten Mikrofoneingänge an Laptops (Miniklinke) bieten keine ausreichende Stromversorgung für Qualitätsmikrofone. Wenn dies der Fall ist, solltest Du eine Soundkarte oder einen Vorverstärker mit USB-Anschluss verwenden, um die benötigte Leistung bereitzustellen.
2. Vergewissere Dich, dass die Verstärkung gut eingestellt ist. Ist sie zu hoch, kann der Ton verzerren. Ist sie zu niedrig, kann jede zusätzliche Verstärkung (z. B. eine automatische Verstärkungsregelung (AGC) oder falsch eingestellte Kompressoren) Systemrauschen hervorheben oder zu „Pumpeffekten“ führen, die nicht gut klingen.
Nehmen wir an, Du verwendest einen Auto-Mixer mit mehreren Mikrofonen. In diesem Fall musst Du auf ein perfektes Gleichgewicht zwischen den Klangquellen achten, damit jeder Mikrofonkanal zum richtigen Zeitpunkt geöffnet und geschlossen wird (auch hier ist es eine Frage der Pegeleinstellung). Teste das ausführlich, bevor Du auf Sendung gehst!
Ins Gesicht gerichtete Mikrofone
Viele Livestreamer bevorzugen ein einziges Mikrofon direkt vor sich. Bringe eine geeignete Aufhängung für eine feste Position an und halte Vibrationen vom Mikrofon fern. Verwende eine Shockmount-Lösung, die für das jeweilige Mikrofon geeignet ist, da sie sonst weiterhin Vibrationen überträgt. Verwende außerdem einen Poppfilter, wenn das Mikrofon empfindlich auf Luftstöße reagiert, was bei vielen Richtmikrofonen die Regel ist. Schließlich solltest Du einen konstanten Abstand zum Mikrofon einhalten, um eine gleichmäßige Tiefton-Balance zu gewährleisten (Nahbesprechungseffekt).
Weniger ist mehr
Wenn Du mehr als ein Mikrofon verwendest, sollte sich jedes Mikrofonsignal von dem der anderen Mikrofone unterscheiden, vor allem wenn die Übertragung in Mono erfolgt. So vermeidest Du die so genannte Kammfilterung, eine störende Verfärbung des Klangs. Verwende daher so wenige Mikrofone wie möglich.
Bei einem Interview mit zwei oder mehr Personen ist zu überlegen, ob ein einzelnes Mikrofon ausreicht, z.B. ein Grenzflächenmikrofon auf dem Tisch, das den Schall aus allen Richtungen aufnimmt.
Wenn ein Mikrofon pro Person verwendet werden soll, sollten die Mikrofone so nah wie möglich bei der jeweiligen Person stehen. Versuche bei einer Diskussion am runden Tisch, die Teilnehmer anzuweisen, etwa gleich laut zu reden.
Mikrofonabstand
Berücksichtige immer den Abstand zwischen den Quellen und den Mikrofonen. Wie bereits erwähnt, ist es oft am besten, die Mikrofone in der Nähe der sprechenden Person aufzustellen. Wenn sie jedoch den Kopf vom Mikrofon abwenden, sinkt der Schalldruckpegel am Mikrofon schnell. Wenn sich die Schallquellen bewegen, sollten die Mikrofone in einiger Entfernung (30 - 60 cm) von ihnen aufgestellt werden. Dadurch wird die Pegelschwankung verringert. Dies gilt auch, wenn der Raum relativ leer ist.
Eine bessere Lösung ist es, ein Mikrofon an jedem Sprecher anzubringen. Ein Headset- oder ein Lavalier-Mikrofon funktionieren sehr gut. Außerdem kann ein gut eingestellter Kompressor helfen, den Pegel konstant zu halten.
Bei der Übertraung eines Chors oder einer Akustik-Band sollte der Mikrofonabstand nahe genug sein, um den Gesang oder die Instrumente zu hören, aber weit genug entfernt, um einen homogenen Klang zu erhalten. Wenn Du nah an der Schallquelle bist, verwende ein Mikrofon mit weitem Aufnahmewinkel, z. B. Kugeln oder breite Nieren. Wenn Du die Mikrofone aus praktischen Gründen weiter entfernt aufstellen musst, wähle Mikrofone mit stärkerer Richtwirkung wie Nieren oder Supernieren.
Sprachverständlichkeit
Sprachverständlichkeit ist immer von Bedeutung. Wenn Du eine saubere und gut verständliche Sprachaufnahme wünschst, stelle das Mikrofon nahe an die sprechende Person. Wenn die sprechende Person sich bewegt oder übermäßige Kopfbewegungen macht, solltest Du das Mikrofon an dieser Person anbringen. Auch hier ist ein Headset-Mikrofon eine praktische und fast unsichtbare Lösung.
Achte darauf, dass in das Mikrofon nicht schwer geatmet wird oder es Luftströmungen von Mund und Nase ausgesetzt ist. In Situationen, in denen der Sprecher einen breiten Mund hat, ziehe das Mikrofon in eine Position zurück, in der der Ton sauber bleibt und keine Windgeräusche auftreten.
Bedenke, dass Richtmikrofone empfindlicher auf Wind-, Plosiv- und Poppgeräusche reagieren als Kugelmikrofone. Außerdem ist der Klang eines gerichteten Headset-Mikrofons viel stärker von der Mikrofonpositionierung abhängig. Mit dem Headset-Mikrofon bleiben aber stets die Hände frei.
Bei der Verwendung von Lavalier-Mikrofonen ist zu beachten, dass der Sprachpegel in der Regel dreimal geringer ist (-10 dB) als die von einem Headset erfasste Stimme. Außerdem kommt es aufgrund der Brustkorbposition zu einer Pegelabsenkung bei 2-4 kHz. Diese Pegelabsenkung muss kompensiert werden (+10 dB in diesem Bereich), um eine gute Sprachverständlichkeit zu gewährleisten.
Vermeide außerdem bei der Übertragung von Sprache laute Hintergrundgeräusche. Du kannst die Sprachverständlichkeit verbessern, indem Du Hintergrundgeräusche im Bereich von 2 bis 4 kHz abschwächst, damit sich die Sprachkonsonanten durchsetzen können.
Bild und Ton anpassen
Bei der Arbeit in Mono geht es in der Regel darum, dass der Ton dem Video folgt, d. h. was im Bild zu sehen ist, sollte auch im Ton zu hören sein. Wenn das Bild eine Nahaufnahme zeigt, sollte auch der Ton einer Nahaufnahme entsprechen. Ist das Bild weit entfernt, ist es auch der Ton.
Wenn Du in Stereo arbeitest, achte darauf, dass die Links-Rechts-Abbildung übereinstimmt. Passe auch den Raumhall auf die Wahrnehmung der Raumgröße ab.
Kontinuität
Beim Streaming ist Kontinuität wichtig – keine Aussetzer, bitte. Diese Regel gilt insbesondere für den Ton. Wenn dieser ausfällt, könnte der Zuschauer denken, dass etwas nicht stimmt. Wenn es bei der Abmischung etwas hektisch wird, kann es von Vorteil sein, ein zusätzliches Raummikrofon zu installieren (wenn Du einen freien Kanal hast). Dieses Mikrofon wird mit einem niedrigen Pegel, etwa 15 dB unter dem Sendeton, offengehalten, so dass immer etwas auf der Audiospur zu hören ist.
Zusammenfassung
Am Ende des Tages gilt: Verwende vernünftige Mikrofone. Wenn das Mikrofon schlecht klingt, klingt auch Dein Stream schlecht.